Textbilder
Ausstellung in der Galerie im Herrengässel, 1991
...Da springt ein Satz den Betrachter an - aus dunklem, schwarzem Grund, aus labyrinthisch-geschichteten Flächen, Verwerfungen und amorph-geknüllten Bildgründen. Es provoziert, appelliert - um zugleich die eigene Hilflosigkeit, die Hilflosigkeit des Mediums "Sprache" einzugestehen.
...es gibt eben Situationen, existenzielle Ereignisse und Grenzsituationen...bei denen Sprache als adäquate Verständigung, Erklärung und Erhellung hoffnungslos versagt. Wo durch sie Mißverständnisse erst möglich sind, wo sie Mißtrauen säht, beziehungsweise sich prostituieren läßt, wie wir es täglich erleben!-
Vielleicht nimmt Silvia Izi deshalb das Wort, den Satz regelrecht an die Kandare, presst ihn in eine zwingende, kompromisslose Form, als wollte sie mit ästhetisch-kompositorischen Mitteln die Eindeutigkeit, die Wahrhaftigkeit des Inhaltes garantieren, um zugleich die Brisanz und Schärfe des Inhalts - über die Labilität der Syntax hinweg zu potenzieren.-
In anderen Exponaten...hat sich Sprache als grammatisches Gefüge aufgelöst, die einzelnen Buchstaben sind unterwegs, als suchten sie neue Verbindungen, Kombinationen, Sicherheiten in einer konstruktiven Welt, in der die Regeln von Subjekt, Objekt und Prädikat hinfällig geworden sind.
Matthias Brück, Einführungsrede zur Ausstellungseröffnung in der Galerie im Herrengässel, 1991